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Projekt Denkmalpflege – Bestandsaufnahme
3.0 Bestandsaufnahme der Kölner Decke und ihr technischer Zustand



Östliche Hälfte der Decke.
Gesamtzustand gut. Bis auf Haarrisse und Spannungsrisse keine Beschädigungen festzustellen. Balken 1 - 3 zeigen keine Verformungen, die auf statische Beeinträchtigung zurückführen läßt..
Balken 1 Ostseite (kleinster Balken):
Leichte durchgehende Risse zum Wand- u. Deckenanschluß, leichte Haarrisse an der
Seitenfläche.

Balken 2 (von Ost nach West):
Starker Abriß ca. 50 cm an Südseite Umlaufend. Leichte Haarrisse mittig. Abriß Nordseite
Unteransicht. Leichte Haarrisse zur Wand Nordseite.

Balken 3:
Leichte kleine Haarrisse quer zum Balken über gesamte Länge. Wandanschluß Süd u. Nord
leichter Abriß.


Westliche Hälfte der Decke.

Balken Nr. 4 relativ guter Zustand, Spannungsrisse
an Putzoberfläche. Keine Verformungen festzustellen. Balken Nr. 5 u. 6 Südseite stark beschädigt durch Wassereintritt. Keine Verformung festzustellen, jedoch nach Stichprobe festgestellt, daß der Holzkern vermodert ist. Nordseite Balken Nr. 5 Putzschaden nur an Kalkschicht. Lehmschicht fest. Keine Verformung (nach leichtem abklopfen massiver Eindruck).

Balken 4:
Süd u. Nordseite unregelmäßige leichte Risse. Balkenende zu Nordseite stärkere Rißbildung.
Südseite nicht so stark verzweigt.

Balken 5:
Mittig gut erhalten, leichte Querrisse, Süd-Anschluß: Balkenende mit Rundung stark beschädigt,
fehlende Putzteile (Lehm u. Kalk). Seitlicher Anschluß zur Decke ca. 30 cm Riß. Sichtbarer
Holzkern und Lehmputz, stark vermodert (vermutlich Wasserschaden). Nord-Anschluß: Offene
Putzstellen (Kalkputzschicht fehlt), darunterliegender Lehmputz gut erhalten, (kein
Wasserschaden festzustellen). Nord-Anschluß: Keine Wasserschäden festzustellen.
Wahrscheinlich übertragen sich Bewegungen der Nordwand (Riß über Fenstersturz, Riß in der
Ecke zur Westwand) auf die Decke.

Balken 6:
Wand Anschlußbalken nach Westen in der mitte gut erhalten. Südseite stark beschädigt
Wasserschaden zeichnet sich unter der Wand weiter ab. Keine fehlenden Putzteile. Kalkschicht
stark ausgewaschen aber noch erhalten. Deutlich erkennbar Farbschichten (mit Auge erkennbar
4 Schichten). Nordseite keine Schäden, Abriß zur Wand an Unteransicht, leichte Querrisse
verzweigt. Quer Rundstab aus Kalk zur Wand hin unterbrochen (ca. 3 cm fehlen). Eine ca. 35 cm
lange Vertiefung ist festzustellen, die über Rundstäbe kreuzt. Die ovalen Deckenfelder sind nicht
beschädigt, nur leichte Spannungsrisse an der Oberfläche.


Süd-Ansicht der Decke. Süd-Westecke stark beschädigt durch Öffnung in der Dachhaut, Decke sonst gut erhalten.

Neben der Dachrinne ist eine starke Bewegungsfuge zu sehen.

Nord-Ansicht Decke. Am Fenstersturz durchgehender Riß bis zur Decke. Vermutlich durch Spannungen am aufliegenden alkenende, Abplatzen der Kalkschicht.


Auch hier ist neben der Dachrinne eine starke Bewegungsfuge zu sehen.

Dachstuhl über Sakristei.
Dachstuhl:
Gesamteindruck gut. Sichtbares Holz im trockenem Zustand. Kein durchhängen der Decke festzustellen. Aufliegende Balkenköpfe alle in gutem Zustand. Die Lehmwickel bilden eine geschlossene massive Fläche. Durch das Naß-in-Naß arbeiten bildet sich eine feste
Gesamteinheit. Die Latten in der Lehmmasse und das Stroh im Lehm geben als Armierung genügend Elastzität. Technischer Gesamtzustand der Decke bis auf die Wasserschäden stabil und fest.

Dachschräge Südseite Wandanschluß.
Öffnung (grüner Punkt / siehe Pfeil) nach Außen zu sehen direkt über Schadensbild an der Decke. Der Lehm zeigt äußerlich kein Schadensbild. Zwischen den beiden Sparren Oberflächenpilzbefall an der Dachverbretterung und den Sparren. Nach der Dachsanierung kein Fortschreiten des Befalls.

Balken Nr. 6 Süd-West-Ecke.
Schadensauswirkung durch eindringendes Wasser. Auswaschung am Kalkputz Unteransicht und seitlich. Starker Abriß zur Wand durchgehend. Kleinere Kalkputzschichten fehlen. Der Kalkputz ist an Wandanschluß u. Balkenecke stark abgerissen. Löst sich als Scholle vom Lehmputz ab, hält sich aber noch durch eigene Spannung.

Balken Nr. 5 Südseite.
Lose Kalkputzschichten an Unterseite und linker Rundung. Lehmputz sehr porös. Kalk- und Lehmschicht entfernt. Holzkern stark vermodert.

Balken Nr. 5 Nordseite.
Fehlende Kalkputzschicht rechts. Spannungsrisse in der Kalputzschicht dicht verzweigt. Tiefer Riß in der Lehmschicht erklärt Risse in der Kalkputz-Oberfläche.

Balken Nr. 6 Nord-West-Ecke.
Keine sichtbaren Schäden, Risse am Wandanschluß. Fehlender Putzstreifen am Wandanschluß. Wurde wahrscheinlich schon früher ausgebessert.
3.1 Schadenserfassung


Wasserschaden

Ursache: Undichte Dachhaut. Der Schaden wurde 1994 von mir erkannt und auf meine Anregung hin behoben.

Auswirkungen: Abgefaulter Balkenkopf, Pilzbefall (Moderfäule), Lektinstege (Zellwände) zerstört, zerfällt beim Zerdrücken mehlig. Kein Oberflächenpilzbefall festzustellen. Starker Anobienbefall (Holzwurm), Quellung des Stroh-Lehmmörtels und damit verbunden das Abscheren einzelner Lehmfladen. Trennung von Putzträger und Verputz. Abblättern des Oberputzes und somit Verlust der Fassung.

3.2 Restauratorischer Befund


Lehmstück aus der Decke über die gesamte Auftragsstärke.
Die Laboruntersuchung: Illitisch, kaolinitisch gebundener Lehm, kalkfrei, mit feldspathaltigem Quarzsand abgemagert. Auffallend in der Lehmprobe sind Schlackestückchen (vermutlich Hüttenbims) als Zuschlag, wie sie typischerweise beim Füllen von Dielendecken verwandt wurden. Weißer Putz: Über dem Lehm ist eine Putzschicht mit gleichkörnigem Sand aufgebracht. Der Korngrößenschwerpunkt liegt zwischen 0,2 - 0,5 mm.


Die Dicke der Putzschicht beträgt zwischen 2,5 und 5 mm.
Es handelt sich um einen Kalkputz mit hohem Zuschlaganteil. Der Zuschlag ist ein gleichkörniger Quarzsand. Die Oberfläche des Putzes wurde stark geglättet, erkennbar an mikroskopisch feinen Bindemittellagen parallel zur Oberfläche.
Kalkputzschicht-Rückseite. Gute Haftung an Lehmputz. Die Stroh-Bewehrungen im Lehmputz sind dicht verzweigt.
Farbzonen und Gefüge der Kalkschicht.
Weiße Farbzone (Fotos links)

Die weiße Farbzone besteht aus mindestens 3 einzelnen Anstrichschichten, erkennbar an den unterschiedlichen Weißtönen beim anlösen mit Salzsäure (von unten nach oben: lehmfarbenes Weiß, graues Weiß, helles Weiß). Die einzelnen Schichten selbst sind allerdings mehrlagig aufgebracht, erkennbar an Gefügeunterschiden, die deutlich werden beim Anlösen mit Salzsäure (feine Sinterschicht, dichteres, dann lockeres Gefüge). Die Schichtdicke der einzelnen Farbschichten schwankt, sie liegt im Bereich von 60 µm. Füllstoff ist mit wenig Dolomit verunreinigter Calcit. Das Bindemittel der Farbe (Kalkfarbe) wurde wahrscheinlich aus einem dolomithaltigen Kalk gebrannt. Erkennbar ist dies auch am hohen Magnesiumgehalt und am niedrigen Dolomitgehalt. Es kann davon ausgegangen werden, daß das Mangnesium im Bindemittel als schlecht kristallisiertes Mangnesiumkarbonat vorliegt.

Zartblaue Farbzone (Fotos rechts)

Bei der zartblauen Farbzone liegen zwei Farbschichten vor, die durch eine "Sinterschicht" getrennt werden (Sinterschicht = Schicht mit anderem Gefüge). Die Zusammensetzung dieser Farbzone entspricht der weißen Farbzone. Bindemittel und Füllstoff sowie das Weißpigment stimmen mit ihr überein. Die Blaupigmentierung ist in der Bulkzusammensetzung nicht nachzuweisen. Mikroskopisch auffallend ist die farbliche Inhomogenität in der zartblauen Farbzone, es lassen sich dunkelblaue Pigmentkörnchen erkennen. Als Blaupigment wurde möglicherweise Lapis Lazuli eingesetzt, die chemische Analyse ist allerdings nicht eindeutig, die Elementverteilung weist aber in diese Richtung. Das Gefüge der weißen und zartblauen Farbzonen sind gleich, die plättchenförmige Form des carbonatisierten Kalkbindemittels ist ungewöhnlich.

Weiße Schlämme, oberste Farbschicht

Es handelt sich um eine Kalkschlämme mit wenig groben Quarzkörnern. Auffallend ist ein hoher Chlorgehalt, dessen Herkunft allerdings nicht erklärt werden kann.

Putzschaden durch eindringendes Wasser. Deutlich zu sehen sind die ausgewaschenen Farbschichten.
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